Kenth Joite, geb. 1990

Mein Name ist Kenth Joite. Ich bin 23 Jahre alt und habe einen schweren und einmaligen komplexen zyanotischen Herzfehler.

Von Geburt an haben die Ärzte meine Lebenserwartung nicht wirklich hoch eingeschätzt. Maximal drei Monate bis ein Jahr gaben sie mir. Nach zwei Jahren, 1992, hatte ich dann meine große Operation (Fontan-Operation1). Da meine Eltern sehr jung waren, war es für sie gleich doppelt schwer mit mir als schwerbehindertem Kind. Genau wie heute mussten meine Eltern schon damals um einen Schwerbehindertenausweis und eine Pflegestufe kämpfen, doch auch damals war ich für die AOK angeblich zu gesund und ich bräuchte ja keinen größeren Pflegeaufwand als ein „normales“ Kind. Mit den Jahren verbesserte sich mein Gesundheitszustand immer mehr und ich konnte größtenteils aufwachsen wie ein gesundes Kind.

Da andere Kinder mich nie wirklich auf meinen Herzfehler reduziert haben, hatte ich in der Zeit vom Kindergarten bis zum Ende der Grundschulzeit ein völlig unbeschwertes Kinderleben. Auf der Orientierungsstufe wurde dann immer mehr damit angefangen, mich wegen des Herzfehlers von einigen Dingen auszuschließen oder zu mobben, was auf den weiterführenden Schulen dann immer mehr zugenommen hat, sodass ich nach der neunten Klasse auch die Schule wechseln musste.

Im Übergang zur Berufsausbildung wurde es dann langsam wieder schlechter mit meinem Herzen und es fing wieder an, dass ich öfter ins Krankenhaus musste. Die Ausbildung noch nicht beendet, wurde mir dann 2010 von meinen Ärzten gesagt, dass ich unbedingt ein neues Herz benötige, was für mich mit 20 Jahren ein extrem derber Tiefschlag war. Psychisch ging es mit mir immer weiter bergab. Ich habe kaum noch gegessen und getrunken und deshalb in der Zeit unglaublich viel Gewicht verloren. Gesundheitlich gab es deshalb auch wieder eine Talfahrt. 
 
In der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde mir dann von meinem Professor, Lieblings- und Chefarzt der Kinderklinik, Prof. Dr. Armin Wessel, ans Herz gelegt, eine Reha zu machen, um psychisch ein bisschen klarer und für die geplante Transplantation etwas fitter zu werden.

Und so kam ich 2010 zur Dezember-Reha nach Tannheim in die Nachsorgeklinik. Anfangs wollte ich gar nicht in den Schwarzwald, da ich nicht wirklich große Erwartungen an diese Einrichtung hatte. Doch als ich dann dagewesen bin, wollte ich nicht mehr weg. Die Betreuer waren spitze, das Freizeitangebot war wirklich groß und es war immer für jeden was dabei. Auch die Therapien für die jeweiligen Krankheitsbilder waren perfekt abgestimmt. Auch neue Freunde hat man während den vier Wochen gefunden, mit denen ich auch heute noch Kontakt habe. Die vier Wochen Reha haben mich so weit wieder aufgebaut, dass ich mich mittlerweile sogar auf meine Transplantation „gefreut“ habe, denn in den Wochen der Reha konnte ich viel lernen und habe neue Kraft und vor allem neuen Lebenswillen bekommen.